Vom 1. bis 4. November 2012 unternahm der Regionalchor Nürtingen eine Konzertreise nach Leipzig. In der Neuapostolischen Kirche Leipzig-Mitte wurde am 3. November 2012 das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart zusammen mit dem Zentralorchester der Gebietskirche Sachsen/Thüringen aufgeführt. Eine weitere Aufführung zusammen mit der Jungen Philharmonie der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland fand am 24. November 2012 in Reutlingen statt.
Konzerte
Samstag, 03. November 2012 18Uhr Neuapostolischen Kirche Leipzig-Mitte
Leitung: Melanie Koch
Sopran: Myriam Mayer
Alt: Carolin Strecker
Tenor: Jo Holzwarth
Bass: Wieland Lemke
Ausführende: Regionalchor und Zentralorchester der Gebietskirche Sachsen/Thüringen
Bericht auf der Seite der Neuapostolischen Kirche Leipzig-Mitte zu finden.
[Mozarts Requiem Leipzig] Von hier aus noch mal ein ganz großes DANKESCHÖN für die liebevolle und überaus gastfreundliche Betreuung während unseres Aufenthalts in Leipzig!
Samstag, 24. November 2012 19 Uhr Neuapostolischen Kirche Reutlingen-West, Dürrstraße 15
Leitung: Uwe Münch
Sopran: Myriam Mayer
Alt: Carolin Strecker
Tenor: Jo Holzwarth
Bass: Jens Paulus
Ausführende: Regionalchor und Junge Philharmonie der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland
Bericht auf der Seite der Neuapostolischen Kirche Bezirk Reutlingen-West.
Presse: Kritik auf gea.de
Zum Programm
Von den zahllosen Vertonungen der Totenmesse ist das Requiem, das Wolfgang Amadeus Mozart fragmentarisch hinterlassen hat sicher eines der Berühmtesten und Eindrucksvollsten. Seinen großen Bekanntheitsgrad verdankt es sicher auch den vielen, sich hartnäckig haltenden Gerüchten um die Entstehungsgeschichte. Dabei reichen die Mythen von einem mysteriösen grauen Boten, der Mozart den Auftrag zum Schreiben seiner eigenen Totenmesse gibt, über einen Giftanschlag eines eifersüchtigen Kollegen bis hin zu einem von Todesvorahnungen geplagten, hektisch komponierenden Mozart, dem die Feder nach den ersten acht Takten des Lacrimosa aus der erschlaffenden Hand fällt.
Auch wenn man von den vielen Mythen einmal absieht, ist die wahre Entstehungsgeschichte durchaus ungewöhnlich. Mozarts Auftraggeber, Graf Franz von Walsegg, hatte die Angewohnheit, bei damals bekannten Komponisten Werke zu bestellen, diese eigenhändig abzuschreiben und als seine eigene Schöpfung auszugeben. Am 14. Februar 1791 war die erst 21-jährige Gattin des Grafen plötzlich verstorben. Zu ihrem Gedenken sollte ein Jahr später ein Requiem aufgeführt werden. Wie in solchen Fällen üblich, waren die beauftragten Komponisten zur völligen Überlassung der bestellten Werke und zum Stillschweigen über den Vorgang verpflichtet. Wolfgang Amadeus Mozart verdiente nicht schlecht zu dieser Zeit, genoss aber auch so viel Luxus, dass er Schulden hatte. Daher nahm den Auftrag angesichts seiner angespannten finanziellen Lage an. Der ausgehandelte Vorschuss belief sich auf 450 Gulden, etwa 20 000 Eure. Wegen seiner anderweitigen zahlreichen Verpflichtungen, der Fertigstellung der Zauberflöte und der Krönungsoper La clemenza di Tito, seiner vielen Reisen, seiner familiären Pflichten (er wurde zum sechsten Mal Vater), sowie seinen Auftritten als Dirigent nahm er die Arbeit am Requiem erst Ende des Jahres 1791 auf.
Die ungeheuren Belastungen der vergangenen Monate hatten ihre Spuren hinterlassen. Zwar geht aus den Briefen an seinen Vater nicht hervor, dass er ernsthaft erkrankt war, doch die zum Tode führende Krankheit überfiel ihn ohne Vorankündigung. Er war ans Bett gefesselt und wurde pflegebedürftig, da Wasseransammlungen im ganzen Körper seine Bewegungsfähigkeit immer stärker beeinträchtigen. Sein körperlicher Zustand ließ eine Vollendung seines Requiems nicht mehr zu. Am 5. Dezember 1791 starb Mozart im Alter von 35 Jahren.
Auf Mozarts Schreibtisch lag nun das Manuskript einer nicht aufführbaren Komposition. Vorhanden waren Entwurfspartituren zu zehn Einzelsätzen der Totenmesse. In der für Mozart üblichen Arbeitsweise enthielten sie den musikalischen Verlauf der Stücke von Anfang bis Ende; nur das Schlussstück der Sequenz, das Lacrimosa, bricht nach acht Takten ab. Darüber hinaus ist der Introitus in einem zweiten Arbeitsgang vollständig instrumentiert worden. Dieser stellt somit den einzigen von Mozart abgeschlossenen Teil der Komposition dar. Erst seit Jüngstem wissen wir, dass dieser Introitus und mit größter Wahrscheinlichkeit auch das folgende Kyrie bereits fünf Tage nach seinem Tod bei der für Mozart abgehaltenen Totenfeier aufgeführt worden sind. Somit dürfte zumindest in Wien spätestens seit diesem Ereignis bekannt gewesen sein, dass Mozart an einem Requiem gearbeitet, es aber nicht abgeschlossen hatte.
Dem Grafen von Walsegg jedoch war die Nachricht von der Totenfeier offensichtlich entgangen, nicht aber diejenige vom Hinscheiden Mozarts. Und so erkundigte er sich bald nach dem von ihm bestellten und angezahlten Werk. Constanze, die Forderungen nach Rückzahlung des Vorschusses befürchtete und außerdem an die noch ausstehende Restzahlung gelangen wollte, musste sich nun um eine Vervollständigung des Requiems kümmern.
Am 21 . Dezember vertraute sie diese Aufgaben dem damals 26-jährigen Komponisten Joseph Eybler an, einem engen Freund Mozarts. Musste Eybler bei den ersten Sätzen lediglich die Instrumentalstimmen ergänzen, wandelte sich die Aufgabe mit dem Lacrimosa. Hier galt es, Mozarts Keim weiterzuentwickeln und in seinem Geiste zu komponieren. Eybler sah sich diesem Anspruch nicht gewachsen und gab Ende des Jahres das ihm überlassene Material an Constanze zurück. Diese wandte sich schließlich an Mozarts Schüler, den 25-jährigen Franz Xaver Süßmayr. Süßmayr, der von Mozart bereits als Werkstattgehilfe bei der Arbeit am Titus und der
Zauberflöte eingesetzt werden war, hatte bereits zu Lebzeiten Mozarts die schon fertiggestellten Teile des Requiems kennengelernt und pflegte einen regen Austausch mit ihm über die Ausarbeitung des Werkes. Anders als Eybler leistete Süßmayr nicht bloß die klangliche Ausgestaltung der Entwurfspartitur, sondern komponierte außerdem die noch fehlenden Teile des Requiems. Bevor dies alles jedoch an die Öffentlichkeit dringen konnte, war die komplettierte Partitur bereits dem Grafen von Walsegg übergeben worden. Dieser hatte das von ihm bestellte Werk als „Requiem, komponiert von Graf von Walsegg“ am 14. Dezember 1793 und am 14. Februar 1794 aufführen lassen. Er wusste freilich nicht, dass Constanze von dieser Partitur zwei Kopien hatte fertigen lassen und dass die Uraufführung von Mozarts Requiem (von Süßmayrs Anteil war keine Rede) bereits am 2. Januar 1793 in Wien stattgefunden hatte.
Die sparsame Instrumentation des kleinen klassischen Orchesters - zwei Basetthörner, zwei Fagotte, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken, Streichorchester und Basso continuo (Orgel) - lässt dem vierstimmigen Chor den Vortritt und hat weitgehend dienende Funktion. Auch die Solisten treten meist als Ensemble auf.
Um seine Interpretation der Todesmesse zu vermitteln, lässt Mozart nicht nur die durch seine Musik erzeugte Atmosphäre wirken, sondern er unterstreicht sie auch, indem er einzelne Worte oder Satzteile fast wortwörtlich in Musik übersetzt. Einige wenige Beispiele: Lautmalerisch vertont Mozart das Zittern im Motiv des „Quantus tumor" lässt die Posaune des jüngsten Gericht fast versöhnlich ertönen („Tuba mirum" und stellt einem finster und lautem „Confitatis" der Männerstimmen ein sanftes, fast überirdisch klingendes „Voca me" der Frauenstimmen gegenüber. Im berühmten Lacrimosa werden innerhalb von acht Takten die Tränen (Seufzermotiv) und
die Auferstehung (aufsteigende Linie bis zum hohen a im Sopran) dargestellt.
Natürlich wissen wir heute nicht, wie das Requiem geklungen hätte, wenn Mozart es selbst bis zur letzten Note beenden hätte können. Aber dank der Ergänzungen von Franz Xaver Süßmayer ist das letzte unvollendete Werk Mozarts als eines der eindrucksvollsten in die Musikgeschichte eingegangen.